Monat: November 2011

Cäsium auch im Westjapan

Bei einer Untersuchung vom Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) wurde festgestellt, dass die radioaktiven Stoffe aus dem AKW Fukushima I auf den ganzen japanischen Inseln verbreitet wurden. In 45 Präfekturen, auch auf den 1700 km von Fukushima I entfernten Okinawa-Inseln, wurde Cäsium beobachtet. Da die Halbwertszeit des Cäsiums mit 2 Jahren eher kurz ist, geht MEXT davon aus, dass der radioaktive Stoff durch den Unfall in AKW Fukushima I entstanden ist.

Gesamtwert von Cäsium 134 und 137 zwischen März und Juni 2011

                         Hokkaido (Sapporo) 17.14 Bq/m2      Aomori (Aomori) 138.267 Bq/m2

                         Iwate (Morioka) 2992.1                       Akita (Akita) 348.48

                         Yamagata (Yamagata) 22570             Ibaraki (Hitachinaka) 40801

                         Tochigi (Utsunomiya) 14600               Gunma (Maebashi) 10362

                         Saitama (Saitama) 12515                   Chiba (Ichihara) 10141

                         Tokyo (Shinjuku) 17354                      Kanagawa (Chigasaki) 7792

                         Niigata (Niigata) 91.5                          Toyama (Imizu) 32.556

                         Ishikawa (Kanazawa) 26.7                   Fukui (Fukui) 63.61

                         Yamanashi (Koufu) 413.2                    Nagano (Nagano) 2496.4

                         Gifu (Kagamihara) 29.19                     Shizuoka (Shizuoka) 1292.7

                         Aichi (Nagoya) 18.08                            Mie (Yokkaichi) 53.2

                         Shiga (Ootsu) 13.68                            Kyoto (Kyoto) 15.184

                         Osaka (Osaka) 18.907                        Hyogo (Kobe) 17.407

                          Nara (Nara) 14.21                              Wakayama (Wakayama) 19.88

                          Tottori (Tohaku) 21.07                        Shimane (Matsue) 10.245

                          Okayama (Okayama) 9.036                Hiroshima (Hiroshima) 8.4

                          Yamaguchi (Yamaguchi) 4.899            Tokushima (Myozai) 16.83

                          Kagawa (Takamatsu) 11.248                Ehime (Matsuyama) 13.487

                          Kochi (Kochi) 73.25                              Fukuoka (Dazaifu) 1.69

                          Saga (Saga) 1.41                                 Nagasaki (Omura) 3.19

                          Kumamoto (Uto) 0.378                         Oita (Oita) 2.344

                          Miyazaki (Miyazaki) 10.417                   Kagoshima (Kagoshima) 1.53

                          Okinawa (Uruma) 9.114

Vor dem Unfall war Cäsium in meisten Gebieten nicht nachzuweisen. Fukushima und Miyagi stehen nicht auf der Liste, weil die Messgeräte beim Erdbeben kaputt gegangen sind und es nicht möglich war, die Messung durchzuführen.

Die Gesamtwerte bewegen sich in einem sehr niedrigen Niveau. Das höchste Wert ist jenes der Präfektur Ibaraki von 40’0801 Bq/m2. Das Gesamtwert von Jahre 2009 war bloss 0.042 Bq/m2.

„Dein Stuhl“ der Hoffnung

Eine Gruppe an der Universität Asahikawa in Hokkaido hat ein Projekt lanciert. Die Studenten eines Postgraduierten-Seminars möchten allen Kindern, die am 11. März 2011 in den vom Erdbeben und Tsunami betroffenen Präfekturen geboren wurden, einen Stuhl aus der japanischen Eiche schenken.

In Hokkaido haben sie bereits vor fünf Jahren mit dem Projekt „Dein Stuhl (Kimi no Isu)“ angefangen. In drei Städten wird jedem neugeborenen Baby ein Stühlchen, den einheimische Handwerker aus einheimischem Holz herstellen, geschenkt.

Die Stühlchen sind schlicht und einfach, technisch gesehen sind sie jedoch viel komplizierter herzustellen als Erwachsenenstühle. Der Chef der Herstellerfirma sagt, „Wenn man diese Stühle herstellen kann, ist man fähig zur Anfertigung jedes Stuhls.“

kimino-img_04Das Ziel des Projekts ist Wiederaufbau einer Bezirksgemeinschaft, in der man die Freude über Geburt eines Kindes miteinander teilt. Der Stuhl hat eine Botschaft: „Danke, dass du zur Welt gekommen bist. Dein Platz ist da!“ Der Stuhl ist ein Unikum, der Name, das Geburtsdatum des Kindes und eine durchlaufende Nummer werden daran gezeichnet.

Auch am Stühlchen, das den „3.11-Kindern“ geschenkt wird, werden der Name des Kindes und das Wort „Stark in die Zukunft“ gesiegelt. Die Studenten erkundigten sich schriftlich bei 130 Gemeinden von Iwate, Miyagi und Fukushima nach dem Geburt am besagten Datum und bis heute wurden 104 Babys festgestellt. Es sei allerdings nicht ganz einfach gewesen, den Namen zu kriegen, schrieb mir der Projektleiter Ken-ichi Isoda persönlich. Sie hätten oft vor einer Mauer namens „Datenschutz“ gestanden.

Die Kosten von 4,5 bis 5 Millionen Yen (54’000 bis 60’000 Franken) werden durch Spenden aufgebracht. Keiichi Isoda sagte in der Asahi-Zeitung, „Es würde der Region Tohoku und Japan Hoffnung geben, wenn die Kinder gesund und stark aufwachsen würden.“ Die Stühle sollten noch in diesem Jahr alles zugeschickt werden.

Simulation der Verbreitung vom radioaktiv verseuchten Wasser aus dem AKW Fukushima I

Die Meeresforschungsagentur, Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC), veröffentlichte ihr Forschungsresultat über die Verbreitung des radioaktiv kontaminierten Wassers.

http://www.jamstec.go.jp/frcgc/jcope/htdocs/fukushima.html (Japanisch)

Hier zu sehen ist eine Simulation der Verbreitung des Cäsiums 137 zwischen 21. März und Ende September (etwas herunterscrollen).

Das Forschungsteam für die globale Klimaveränderung von JAMSTEC rechnet den Verbreitungsweg der radioaktiven Stoffe im Meer mit dem selbst entwickelten Modell. Das kontaminierte Wasser erreichte demnach die östlichen Datumsgrenze in vier, fünf Monaten. Die höchste Konzentration des radioaktiven Cäsiums 137 ist vermutlich 0.1-0.5 Bq/l, das entspricht 1/2000 des Grenzwertes für das Trinkwasser, doch zehnmal höher als vor dem Atomunfall. Einflüsse auf Fische und Meeresfrüchte sollen nun beobachtet werden.

Simulation der Verbreitung von radioaktiven Stoffen aus dem AKW Fukushima I

Ein Team des meteorologischen Instituts in Japan hat untersucht, wie die radioaktiven Stoffe vom AKW Fukushima I sich auf der Erde verbreiteten. Die Forscher vermuten, dass sie in zehn Tagen einmal um die Erde flogen.

Bild: Yasumichi Tanaka, Meteorologische Institut, Japan

Bild: Yasumichi Tanaka, Meteorologische Institut, Japan

Beim radioaktiven Cäsium fielen bis April 70-80% der gesamten Menge ins Meer, auf das Land ca. 30%, meinte Yasumichi Tanaka, der verantwortliche Forscher des Instituts. „Das AKW Fukushima liegt am östlichen Rand der japanischen Insel und im März und April fegt der Westdrift darüber. Deshalb fielen radioaktive Stoffe nicht viel auf das Land, aber dafür sollte das Meer stark verseucht worden sein.“

Angenommen, dass Radioaktives Jod 131, Cäsium 134 und 137 in Form von kleinen Partikeln mit einem Durchmesser weniger als 1 µm sich verbreiteten, wurden sie daraufhin mit dem Westdrift und mit dem Tiefdruckwirbel in die Höhe getrieben. Über dem Pazifik verbreiteten sie sich danach vorwiegend in die Richtung Norden und  bis 24. März flogen sie bereits einmal rund um die Welt.

Gemäss Tanaka fiel der grösste Teil der radioaktiven Stoffe mit dem Regen wieder auf die Erde, 65% des Jods 131 fielen auf das Meer.

Schüler in Fukushima konnten vom Sommerlager profitieren

Viele Kinder in Fukushima sind seit dem Atomunfall gezwungen, sich möglichst wenig draussen aufzuhalten. Die Situation ist für sie und auch für ihre Familie sehr beängstigend und frustrierend.

Im Sommer haben die nationale Institution für Erziehung von Jugendlichen und das Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) gemeinsam sogenannten Refresh Camp für die Fukushima-Kinder durchgeführt.

Die Asahi Zeitung fasste in der Ausgabe vom 16. November das Resultat einer Umfrage, die die Institution bei den teilgenommenen Kindern über 10 Jahre durchführte, zusammen. Daraus war zu erkennen, dass das Sommerlager den meisten Kindern gut getan hat.

Die Hälfte der Kinder sagte „Ich bin motiviert für verschiedene Sachen“. Vor dem Lager waren es bloss 32%. Auch Kinder, die „überhaupt nicht aufbrausen“,  nahmen von 44% auf 62% zu.

Eine Woche vor dem Beginn der Sommerferien haben 60% der Kinder die Pause im Klassenzimmer verbracht. Auf dem Schulhof spielten nur 15% der Primarschüler, 11% beim Mittelschüler.

96% der Teilgenommenen, insgesamt rund 3’700 Kinder, genossen das viertätige gratis Camp in zwei Einrichtungen für Jugendliche in der Präfektur Fukushima. Am meisten gefallen den Kindern „Schwimmen/Spielen im Schwimmbad“ „Lagerfeuer“ und „Udon-Herstellen (japanische dicke Nudel)“.