Monat: Oktober 2011

Aufhebung einer Evakuierungszone

Am 30. September wurde die Evakuierungszone von einem Radius zwischen 20 und 30 km um das AKW Fukushima I aufgehoben. Darin befanden sich fünf Gemeinde der Präfektur Fukushima.

Gemäss NHK, dem staatlichen japanischen Fernsehsender, kamen einen Monat nach der Aufhebung jedoch nicht viele Bewohner in ihre Heimat zurück, weil die Gegend noch nicht genügend dekontaminiert ist.

In den Bezirk Haramachi der Stadt Minami-Soma kamen etwa 70% der 200 Haushalte zurück und rund 20 Bewohner beteiligen sich an die Dekontaminierungsarbeit im Quartier Nakamachi 1-Chome. Unmittelbar nach der Rückkehr wurde dort eine Strahlendosis von bis auf 30 µSv/St gemessen. Nachdem sie aber Schlamm von der Rinne entfernt, Umkraut herausgezogen und abgefallenes Laub aufgelesen hatten, sanken die Werte auf weniger als 2 µSv/St, sagten die Bewohner gegenüber NHK.

Der Bezirksbürgermeister Seishiro Oka sagte, nur sehr wenige seien zurückgekommen, besonders Kinder blieben noch fern. „Die Aufhebung der Evakuierungszone war scheinbar zu früh, da die Dekontaminierung noch nicht so weit ist. Aber diese Arbeit möchten wir so gut wie möglich vorantreiben.“

Strahlendosis in Tokyo

Die Karten, die die Verteilung der radioaktiven Kontamination in Tokyo zeigen, wurden am 6. Oktober publik. Die Untersuchungen wurden vom 14. bis 18. September mit dem Helikopter durchgeführt.

Das erste Bild zeigt die Dosisrate, gemessen bei 1m über dem Boden. Im zweiten wird die gesamte Ablagerungsmenge von Cäsium 134 und 137 auf der Erdoberfläche gezeigt. (Quelle: MEXT)

TokyoI Tokyo liegt ca. 250km entfernt vom AKW Fukushima I. Am westlichen und östlichen der japanischen Hauptstadt wurde höhere Radioaktivität gemessen. Im Norden von Okutama, dem westlichsten Bezirk von Tokyo, betrug die Konzentration von Cäsium teilweise mehr als 60’000 Becquerel pro Quadratmeter. Die Dosisrate erreicht 0.2 bis 0.5 µSv/St.

TokyoIILaut Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) könnten Menschen in diesen Gebieten in einem Jahr einer Strahlenbelastung von mehr als 1mSv ausgesetzt werden. Das Grenzwert für normale Bevölkerung gilt 1mSv pro Jahr.

Beim Atomunfall in Tschernobyl von 1986 wurden Gebiete, wo die Konzentration von Cäsium 137 mehr als 37’000 Bq/m2 betrug, als „verseucht“ erklärt. Etwa gleiche Konzentration haben neben der östlichen Hälfte der Präfektur Fukushima, den nördlichen Teile von Gunma und Tochigi auch Okutama von Tokyo, Kashiwa von Chiba und ein Teil um die Stadt Tsuchiura von Ibaraki.

Die Bevölkerung von den Gebieten mit einer hohen Konzentration von Cäsium 137, genauer gesagt mehr als 555’000 Bq/m2, mussten beim Tschernobyl-Unfall zwingend evakuieren. Dieses Niveau erreichten in Japan die Umgebung vom AKW und die beiden Gemeinde der Präfektur Fukushima, Namie und Iitate.

An der Rinne, wo Regenwasser sich sammeln, könnte sich auch Cäsium ansammeln, sagt Professor Tomoya Yamauch an der Uni Kobe in der Asahi-Zeitung. Dann könnte die Strahlendosis um das zehnfache höher als Umgebung werden. Solche Stelle wird „hot spot“ genannt.

Inzwischen wird in verschiedenen Bezirken in Tokyo wie Toshima nicht nur an jeder Schule sondern auch an jedem Park die Strahlendosis gemessen.

Schutzhülle über Reaktorgebäude

Tepco hat den Reaktor 1 des AKWs Fukushima mit einer provisorischen Hülle gedeckt. Die Arbeit war am 14. Oktober fertig, zwei Wochen später als geplant. Die Hülle ist 47m lang, 42m breit und 54m hoch. Sie hat eine Lüftungskapazität von 40’000m3/St und kann die Konzentration der radioaktiven Stoffe auf ein Zehntel reduzieren.

Nach zwei Jahren wird das Gebäude mit einer Schutzhülle aus einem Material mit hoher Luftdichtigkeit verpackt, um die beschädigten Brennstoffe herauszunehmen.

Auch bei den Reaktorgebäuden 3 und 4, deren Dächer durch eine Explosion beschädigt wurden wie beim Reaktor 1, wird geplant, ab nächsten Sommer mit dem Bau von Hüllen anzufangen.

Hier können Sie die aktuelle Situation im AKW Fukushima live sehen.

http://www.tepco.co.jp/nu/f1-np/camera/index-j.html

Keine Perspektive unter Evakuierten

Die Asahi-Zeitung und die Universität Fukushima haben zum zweiten Mal eine Umfrage am Flüchtling vom AKW-Unfall in Fukushima durchgeführt. Demnach haben 62% der Befragten keine Perspektive in Zukunft. Auch die Möglichkeit, die ehemalige Stelle vor dem Erdbeben zurückzukehren, sehen nicht viele Hauptverdiener. „Keine Aussicht“ haben 42%, nur 7% antwortete positiv. 27% konnten bereits zurück zur selben Arbeit wie früher.

Vor der Radioaktivität haben 59% „grosse“ Angst, „gewissermassen“ 26%. „fast“ und „überhaupt“ keine Angst haben insgesamt 14%. Grosse Angst zeigen mit 69% vor allem diejenigen, die Kinder unter 18 Jahre haben.

Schilddrüsenuntersuchung

Am 9. Oktober begann die Schilddrüsenuntersuchung an Bevölkerung von Fukushima. Innerhalb zwei Jahren werden alle 360’000 Kindern, die im Zeitpunkt des AKW-Unfalls 0 bis 18 Jahre alt waren, nach ihrer Gesundheit geprüft, und das während des ganzen Lebens.

Die Behörde der Präfektur Fukushima hatte zuerst vor, erst in drei Jahren mit der Untersuchung anzufangen, aber um die beängstigten Eltern zu beruhigen, entschied sie, sie früher als geplant durchzuführen.

Das radioaktive Jod sammelt sich im menschlichen Körper an der Schilddrüse. Beim Kind könnte es Schilddrüsekrebs auslösen. Aber die Halbwertzeit des Jods ist kurz und verschwindet schnell aus dem Körper. Die Strahlenbelastung zu bewerten ist deswegen schwierig.

Eine Mutter von Iidate, die vier Söhne von fünf bis elf hat, konnte sich beruhigen, schreibt die Asahi Zeitung vom 10. Oktober, als ihr nach einer Untersuchung nach Cäsium im August erklärt wurde, dass sie sich keine Sorge um ihre Kinder machen soll.

„Sie sagten, alles in Ordnung, aber die Schilddrüsenuntersuchung wird lebenslang durchgeführt. Es ist ja widerspruchlich. Ich weiss immer noch nicht, wann ich mich endlich erleichtert fühlen würde.“