Monat: August 2011

Bis zu 508.1 mSv/J

Die japanischen Medien berichteten am 21. August, dass im Sperrgebiet vom 20km-Kreis um das AKW Fukusima I die Strahlendosis im Jahr insgesamt 508.1 mSv erreichen würde. Die Strahlung vom Bezirk Koirino der Gemeinde Ookuma-Machi, der 3 km westsüdlich von AKW liegt, ist schätzungsweise am stärksten, die niedrigsten Werte sind 3 mSv vom Bezirk Odaka-Ku der Stadt Minami-Soma.

Im Sperrgebiet befinden sich neun Gemeinden. Insgesamt an 50 Stellen in acht Gemeinden wird die Strahlendosis gemessen.

Höhere Werte über 200 mSv pro Jahr werden grösstenteils die Gemeinde im Umkreis von 3.5 km haben. Aber zum Beispiel im Bezirk Kawabusa der Gemeinde Namie-Machi, 20 km nordwestlich vom AKW, wird auch hohe Werte gemessen und in einem Jahr wird die Strahlendosis 223.7 mSv betragen.

Gemäss kernenergie.ch beträgt die durchschnittliche Strahlenbelastung pro Person in der Schweiz rund 4 mSv pro Jahr.

Die Stadt Kesennuma, Präfektur Miyagi Beschädigte Häuser stehen noch unbewohnt.

Die Stadt Kesennuma, Präfektur Miyagi
Beschädigte Häuser stehen noch unbewohnt.

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Ein neuer Mauer am Hafen. Fotos: hotate kajiwara

Ein neuer Mauer am Hafen.
Fotos: hotate kajiwara

Schulgebäude fehlen

Diese Woche begann im Kanton Zürich das neue Schuljahr. In Japan fängt die Schule im April an, im Sommer haben aber japanische Schüler auch lange Sommerferien. In der Tohoku-Region sind die Ferien bereist vorbei und Kinder gehen seit Mitte August wieder in die Schule.

Doch in den Präfekturen Iwate und Miyagi fehlen immer noch viele Schulgebäude, schreibt die Nihon-Keizai-Zeitung. Sie wurden vom Tsunami mitgerissen oder stark beschädigt. 55 Primar- und Mittelschulgebäude stehen oder liegen momentan unbrauchbar vor sich hin. Einige Schulen wollen ihr neues oder provisorisches Haus im Landesinneres, wo vor Tsunami sicherer ist,  bauen. Bis es aufgebaut wird, müssen hunderte Schüler noch in einem Provisorium unterrichtet werden.

Digitalisierung der gefundenen Fotos

Foto: JSIS-BJK URL: http://jsis-bjk.cocolog-nifty.com/ (Japanisch)

Foto: JSIS-BJK URL: http://jsis-bjk.cocolog-nifty.com/ (Japanisch)

Gem. der Asahi-Zeitung können die Betroffenen von Yamamoto-Cho (Präf. Miyagi) nach ihren verlorengegangenen Fotos in einer Datenbank suchen. Nach der Tsunami-Katastrophe hat die Stadt ca. 150’000 Fotos und 7’500 Fotoalbums (mit schätzungsweise 550’000 Fotos) gesammelt. Freiwillige Helfer von der Gesellschaft für die Sozialinformation Japan (JSIS) arbeiten jetzt daran, diese Fotos zu reinigen und zu digitalisieren. Ende Juli waren 450 Albums in der Datenbank gespeichert. Heute sind sie über zwei Computer, die in einem öffentlichen Gebäude eingerichtet wurden, abrufbar. „Die Stadtbürger haben sehr viele persönliche Sachen verloren. Wenigstens die Erinnerungen sollen ihnen zurückgegeben werden“, sagt der Stadtpräsident.

Gesammelt werden nicht nur Fotos sondern auch Gesundheitsdaten der Bevölkerung. Die Präfektur Fukushima beschloss im Juli, rund 360’000 Kindern, die zum Zeitpunkt von 1. April 2011 unter 18 Jahre alt waren, lebenslang auf Schilddrüsenkrebs zu untersuchen. Dazu werden alle 2 Millionen Präfekturbewohner einer Einschätzung unterzogen, die das Verhalten und die Aktivität jedes einzelnen misst und dadurch die Höhe der Strahlendosis bestimmt werden kann. Für diejenigen, die eine höhere Strahlungsdosis haben könnten, sowie für schwangere Frauen werden weiter zusätzliche Untersuchungen durchgeführt.

wenige Berichte über Tsunami-Katastrophengebiete

Der Betreiber der Webseite „Ganba Kesennuma“, bei dem ich immer aktuelle Fotos ausleihe, erzählte mir kürzlich, dass heute, fast fünf Monate nach dem Tsunami, viele Städte an der Bucht von Kesennuma (Miyagi) immer noch gleich aussehen wie auf dem rechten Foto unten bei meinem letzten Beitrag. Immerhin wurden die Trümmer auf dem Land teilweise beseitigt, auf dem Meeresgrund liegen hingegen immer noch Teile von Häusern, Fahrzeuge und Leiche ungeborgen herum.

„Die staatliche Hilfe ist schon da, aber sie ist nicht sehr gut organisiert und vor allem die Menge der Trümmer hat eine unvorstellbares Ausmass. Sie können es nicht glauben; auch Strassen und Gleise wurden vom Tsunami einfach weggespült. Man muss deshalb zuerst die Strassen wieder aufbauen, um überhaupt mit Hilfsgüter in die Regionen zu kommen.“

Die Eisenbahn sei auch noch nicht in Betrieb genommen worden, darüber berichtet aber kein Medium, erzählt er. Auch über das AKW Fukushima werde nichts mehr berichtet. Alle hätten das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Alle hätten Angst, weil die Medien nur die unheimlichen Folgen des Atomunfalls erzählen, über die aktuelle Situation wird jedoch nicht mitgeteilt.

Höchste Strahlungswerte im AKW

Am 1. August gab Tepco bekannt, dass im AKW Fukushima I die bisher höchsten Strahlungswerte von 10 Sievert pro Stunde gemessen wurden. Die stark verseuchte Stelle liegt zwischen den Blöcken 1 und 2, am Boden der Hauptausstossröhre. In einem Raum auf dem ersten Stockwerk des Reaktorgebäudes 1 wurden ebenfalls hohe Strahlungswerte von über 5 Sv/St gemessen.

Tepco erklärt, die aus den geschmolzenen Brennstoffe entstandenen radioaktiven Stoffe sind vermutlich an der inneren Seite der Röhre haften geblieben, als die AKW-Betreiberfirma unmittelbar nach dem Atomunfall aus dem Reaktor 1 die Luft entliessen. Wenn die Werte 7 Sv/St überschreiten würden, stirbt jeder Mensch, der der Strahlung ausgesetzt wird.

Auf derselben Seite der japanischen Zeitung Asahi vom 3. August, auf der zwei Fotos von den erheblich kontaminierten Stellen im AKW Fukushima zu sehen sind, steht die Schlagzeile: „schreiende Seele der Betroffenen“.

Unter den Betroffenen vom Erdbeben und Tsunami sowie Flüchtlinge aus der Evakuierungszone, die die japanische Regierung nach dem Atomunfall in Lagern und Turnhallen untergebracht haben, werden viele depressiv und Alkoholabhängig.

Eine 86-Jährige Frau aus Fukushima, die bis zum Atomunfall allein gelebte hatte und heute in einem Hotel in einer fremder Stadt wohnt, hat Schlafstörungen. Sie wacht trotz der Einnahme eines Schlafmedikamentes jede Stunde in der Nacht auf. Die Aussicht, dass sie wieder nach Hause zurückgehen kann, ist gleich null. Die Frau, die von Geburt an immer am gleichen Ort gelebte hatte, denkt täglich: „ich will nicht mehr weiter leben.“

Ein 59-Jähriger Mann aus Miyagi sah, als der Tsunami seine Stadt überrollte, dass eine junge Frau hinter ihm in den Wellen verschwand. Er hat nun Angst vor dem Schlafen, weil er immer wieder träumt, dass sie und seine durch den Tsunami verstorbenen Kollegen ihn ins Jenseits rufen.

In der Stadt Kesennuma (Miyagi) wird seit 20 Jahren aufgeforstet, um das Meer zu schützen. Trotz der Katastrophe wurde die Aktion auch dieses Jahr durchgeführt. Das Meer und die Wälder haben eine enge Zusammenhang.

In der Stadt Kesennuma (Miyagi) wird seit 20 Jahren aufgeforstet, um das Meer zu schützen. Trotz der Katastrophe wurde die Aktion auch dieses Jahr durchgeführt. Das Meer und die Wälder haben eine enge Zusammenhang.

 

Hafen von Kesennuma. Juni 2011.

Hafen von Kesennuma. Juni 2011.