Heute leben noch immer rund 26’000 Menschen von denen, die vor 13 Jahren ihre Heimat verlassen haben, in einem anderen Ort. Das ist die offizielle Version. Die inoffizielle Zahl der Geflüchteten, darunter auch diejenige, die auf eigene Faust eine sicherere Gegend gesucht haben, ist unbekannt.
Damals entstanden diverse Trennungen in der japanischen Gesellschaft: Zwischen Geflüchteten, die von der Regierung angewiesen wurde, und solchen, die freiwillig ihr Haus verliessen. Zwischen jenen, die vom Staat finanziell unterstützt wurden und solchen, die auf eigene Beine stehen mussten. Und zwischen direkt Betroffenen und aussen Stehenden.
Es gab auch Diskriminierungen gegenüber Geflüchtete. Unverständnis und Ignoranz. Darunter litten und leiden Menschen.
Heute bald 13 Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima sind Diskussionen um die Betroffenen scheinbar von der Oberfläche der Gesellschaft verschwunden. Man interessiert sich nicht mehr für den Zustand des havarierten Atomkraftwerks und die Situation der direkten und indirekten Betroffenen.
Aber sie verschwinden nicht von der Gesellschaft. Probleme bleiben.
Als die Geflüchteten ihre Heimat hinter sich liessen, wussten sie nicht, wann oder ob sie wieder nach Hause zurückkehren können. Sie haben inzwischen in einem fremden Ort ein neues Leben aufgebaut. Kinder sowie Erwachsene passten sich an die neue Situation.
Auf der anderen Seite wurde die Dekontaminierungsarbeit im verseuchten Gebiet immer fortgesetzt, mit der Absicht, dort wieder bewohnbar zu machen. Der Staat und die Präfektur hörten ab 2017 mit der finanziellen Unterstützung und Wohnungshilfe nacheinander auf und stellten die geflüchteten Familien alleine da. Auf kritische Stimmen von den Betroffenen reagierte die Gesellschaft teilweise kalt, „sie können in die Heimat zurückkehren.“ Während des Jahrzehntes haben sie aber die Basis des Lebens in dem neuen Ort geschaffen: Kinder gehen in die Schule, Eltern fanden einen neue Stelle. Oder die Ehe ging aufgrund des Meinungsunterschieds auseinander. Ist es realistisch zu verlangen, jetzt einfach so nach Hause zu kehren? Manche haben immer noch Angst vor Strahlung. Die offizielle Erklärung des atomalen Ausnahmezustands gilt heute noch.
Mit der Zeit wird das Leben der Betroffenen nicht leichter. Für die immer grösser werdenden Kinder braucht man immer mehr Geld. Im städtischen Gebiet können vor allem ältere Menschen kein soziales Netzwerk mehr verknüpfen. In einem fremden Umfeld ging der Sinn des Lebens verloren. Solche Leiden können im Lauf der Zeit nicht einfach verschwinden, sondern sie könnten sich immer mehr vertiefen.
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