Monat: Februar 2012

Erste Luftbilder von Fukushima I aus der Nähe

Die Luftsperrzone oberhalb des AKWs Fukushima I wurde von 20 km auf 3 km verkleinert. Verschiedene Medien liessen danach einen Hubschreiber darüber fliegen. Eine Aufnahme von NHK (26. Feb.) können Sie sich hier anschauen.

http://www3.nhk.or.jp/news/html/20120226/t10013292101000.html

Vorerst zu sehen ist das Reaktorgebäude 4, das durch eine Wasserstoffexplosion erheblich beschädigt wurde. Etwas Gelbes, das zwischen dem Gebälk sichtbar ist, ist vermutlich ein Teil des Deckels des Sicherheitsbehälters.

Westlich von den Reaktorgebäuden stehen rund 1’000 Tanks aus Stahl. Darin wird das radioaktiv kontaminierte Wasser aufbewahrt.

Am Hafen vor dem AKW wird auch gearbeitet. Um die Verbreitung der radioaktiven Stoffe zu verhindern, wird die Erde auf dem Meeresboden mit Zement und Ton bedeckt.

Am Schluss sieht man Bilder vom verwüsteten Dorf, Namie-cho.

Budget für Wiederaufbau : die Hälfte noch nicht gebraucht

In der Ausgabe vom 23. Februar berichtete die Asahi-Zeitung, dass bis Ende letzten Jahres erst die Hälfte des Budgets für den Wiederaufbau der vom Erdbeben und Tsunami betroffenen Gebiete in Tohoku ausgegeben wurde. Als Gründe nennt die Zeitung Personalmangel in den betroffenen Gemeinden sowie Massnahmen von der Regierung, die mit der Realität nicht zusammenstimmen.

Das gesamte Budget beträgt 6700 Mrd. Yen (ca. 61 Mrd. Franken). Mit 54.4% am meisten vom zugeteilten Budget Gebrauch gemacht wurde das Geld für die Unterstützung beim Wiederaufbau der Wohnhäuser. Diese Sparte hat ein Budget von 352 Mrd. Yen (ca. 3,2 Mrd. Franken). Für den Wiederaufbau der Fischereihäfen, Fischerboote und der Zuchteinrichtungen wurden von den 106 Mrd. Yen (ca. 960 Mio. Franken) 51.5% ausgegeben.

Für den Bau der Sozialwohnung, die für die Betroffenen der Katastrophen gedacht ist, wurde von den 111.6 Mrd. Yen (ca. 1 Mrd. Franken) noch kein Rappen bezahlt. Die Regierung hatte anhand der Erfahrung vom „Hanshin“ Erdbeben (Erdbeben von Kobe) vorgesehen, in drei betroffenen Präfekturen (Iwate, Miyagi und Fukushima) 35’000 Sozialwohnungen zu bauen. Damals im Jahre 1995 zog in Kobe die Hälfte der Betroffenen, die eine Zeitlang in einer provisorischen Wohnung wohnten, in Sozialwohnungen. Aber der Anspruch der Menschen in Tohoku war anders. Im Gegensatz zu Menschen in Städten, wollen die Leute auf dem Land nicht in Wohnungen ziehen, sondern ein eigenes Haus bewohnen.

Kesennuma, Miyagi, Feb. 2012   Foto: Hotate Kajiwara

Kesennuma, Miyagi, Feb. 2012 Foto: Hotate Kajiwara

Damals im Jahre 1995 zog in Kobe die Hälfte der Betroffenen, die eine Zeitlang in einer provisorischen Wohnung wohnten, in die Sozialwohnung. Aber der Bedarf in Tohoku war anders als jener von der grossen Stadt: Leute auf dem Land wollen nicht in eine Wohnung ziehen, sondern in einem Haus wohnen.

Vom Budget für den Strasse-, Deich- und Kanalisationsbau wurden bis Ende 2011 bloss 3.8% gebraucht (Budgetiert 766.5 Mrd. Yen/ca. 6,9 Mrd. Franken), für die Schulen 30.6% ( 245 Mrd. Yen/ca. 2,2 Mrd. Franken), für die Spitäler und Wohlfahrtseinrichtungen 5.2% (89,8 Mrd. Yen/ca. 800 Mio. Franken), für das Ackerland und die Landwirtschaftseinrichtungen 17.6% (80 Mrd. Yen/ca. 722 Mio. Franken). Wegen des Personalmangels können die Gemeinde nicht einmal ein Gesuch um Finanzhilfen einreichen.

Auch für die Schaffung des Arbeitsplatzes wurden nur 4% ausgegeben (726,9 Mrd. Yen/6,6 Mrd. Franken). Beim Erdbeben von Kobe waren die meisten Firmen wegen der Lähmung des Verkehrs nur vorübergehend geschlossen. In Tohoku hingegen wurde die Wirtschaft durch den Tsunami so hart getroffen, dass viele Unternehmer keine Perspektive mehr haben, den Betrieb wieder aufzunehmen.

Strahlenkarte

Im letzten November veröffentlichte das japanische Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) eine revidierte Karten zur Verbreitung der Strahlung.

Neu kamen die Präfekturen Aomori, Aichi, Ishikawa und Fukui dazu. Die Daten wurden vom 7. Oktober bis 1. November gesammelt.

Dosisrate bei 1m über dem Boden (Quelle: MEXT)

Dosisrate bei 1m über dem Boden (Quelle: MEXT)

 

Gesamte Ablagerungsmenge von Cäsium 134 und 137 auf der Erdoberfläche. (Quelle: MEXT)

Gesamte Ablagerungsmenge von Cäsium 134 und 137 auf der Erdoberfläche. (Quelle: MEXT)

 

Wenig Hoffnung bei Arbeitssuche und Dekontaminierung

Die Asahi-Zeitung hat zusammen mit der Universität Fukushima zum dritten Mal eine Befragung bei den Menschen, die wegen des Atomunfalls von Fukushima I ihre Heimat verlassen haben, durchgeführt.

Nach bald einem Jahr hat die Hälfte der 273 Befragten immer noch keine Perspektive, die gleiche Anstellung wie vorher zu bekommen. Eine andere Arbeit zu finden ist auch nicht einfach. Diejenige, die heute eine neue Beschäftigung gefunden haben oder die Aussicht haben, eine neue Stelle zu erhalten, machen weniger als 10% aus.

Viele schlagen sich zur Zeit mit Renten und Entschädigungsgeld von Tepco durch. Finanzielle Situation ist sehr prekär. Aber Angst haben sie vor allen vor der Radioaktivität. Sorgen um Einkommen und Wohnsitz folgen danach.

Der Dekontaminierungsarbeit stehen sie skeptisch gegenüber. Knapp 80% antwortete, sie ist „eher wirkungslos“ oder „absolut wirkungslos“. Die Mehrheit denkt, ohne flächendeckende Dekontaminierung von Wäldern und Feldern macht die Arbeit keinen Sinn.

Ein Mann, der von Namie-Cho in die Stadt Nihonmatsu flüchtete, meinte; „Die Dekontaminierung ist nicht so einfach. Ich weiss, wovon ich rede. Denn ich arbeite im AKW.“ Er sagte erbittert weiter, „Die Behörden regen uns an, in die Region mit einer so hohen Strahlungsdosis (wie in Namie) zurückzukehren. So ein Unsinn! Wer kann in solchem Ort sorgenfrei leben?“

Die Gesundheitsuntersuchung durch den Präfektur Fukushima wird ebenfalls nicht sehr hoch geschätzt. 60% „schätzen sie weniger gut“ oder „schätzen sie überhaupt nicht“. Die Anstrengungen zum Wiederaufbau bewerteten wiederum mehr als 70% mit „weniger gut“ bzw. mit „schlecht“.

Fast 70% haben das Gefühl, dass der AKW-Unfall und die Situation von Fukushima bereits der Vergessenheit anheimgefallen sind.

Hier unten geht es nicht um Fukushima, aber Sie sehen einige Videos von der Katastrophe, die wir nie vergessen dürfen.

http://www.youtube.com/watch?v=P1uvCaiGGGo (Japanisch, Aufnahme: Feuerwehr von der Stadt Rikuzen-Takada)

http://www.youtube.com/watch?v=Hr2pd3BbT8M&feature=fvwrel (Japanisch, Aufnahme: Kyoichi Kamiyama vom Fischereiversuchsanstalt Fukushima, Filiale Soma)

http://www.youtube.com/watch?v=GtG_e9pwWmk&feature=related

440 Mrd. Yen gespendet

Die Nikkei-Zeitung hat am 14. Feb. berichtet, dass drei von vier Japaner Geld für die Gemeinde von Tohoku, wo durch das Erdbeben und den Tsunami zerstört wurde, gespendet.

Laut NPO Fundraising Japan, welche die Untersuchung durchgeführt hat, sammelten bis 10. Feb. das Rote Kreuz Japan und Central Community Chest of Japan jeweils 309,3 Mrd. Yen (3,6 Mrd. Franken) und 39 Mrd. Yen (458 Mio. Franken). 99,7% davon wurden bereits an die 15 verschiedenen Präfekturen verteilt, 80% sind bei den Betroffenen angekommen.

Ausserdem wurden bis 26. Juli 2011 42.7 Mrd. Yen (500 Mio. Franken) direkt an die Gemeinden geschickt. Gelder für Wiederaufbau und Katastrophenmassnahmen sowie Spende an Zwischenhilfsorganisation und NPOs von 28,9 Mrd. Yen (339 Mio. Franken) kommen noch dazu.

Fundraising Japan hat für die Untersuchung 20’000 Japaner zwischen 20 und 70 per Internet befragt. 8’420 haben gültige Antworte gegeben. 76.4% davon haben entweder Geld oder Waren gespendet. Gemäss einer Untersuchung von NPO Center of Public Resources Development haben 280 Unternehmen mehr als 10 Mio. Yen (120’000 Franken), insgesamt 72,9 Mrd. Yen ( 857 Mio. Franken), gespendet.