Gerne reisten Menschen seit alters, und wechselten ihren Wohnsitz von einem Ort zum anderen. Heute ist jeder Kontinent ein Schmelztiegel verschiedenster Rassen, das Blut aller Welt hat sich vermischt. Es ist jedoch nicht nur der Mensch, der sich auf der Erde bewegt hat. Auch diverse Pflanzen und Tiere sind von Menschen, wissend sowie unwissend, in neue Regionen oder auf neue Kontinenten gebracht worden. Manche gingen kurze Zeit danach unter, die anderen konnten sich in der neuen Umgebung langsam durchsetzen.
Die heutige Welt ist viel kleiner als früher. Auch um uns herum leben ganz selbstverständlich Tiere und Pflanzen, die von weit entfernten Ländern gekommen sind. Im Aquarium Ihres Zimmers schwimmen bunte tropische Fische herum, auf dem Balkon gedeihen europäische Kräuter. Je nach Wunsch ist sogar eine Vogelspinne als Haustier erhältlich. Wir können die Vielfältigkeit unserer Welt unbeschränkt geniessen. Die Kehrseite der Medaille der heutigen Zeit ist das Aussterben der Arten. Auf der ganzen Welt ist zu beobachten, dass Fische, Vögel, Tiere und Pflanzen, welche durch Menschen eingeführt oder eingeschleppt worden sind, in der neuen Heimat an Einfluss gewinnen und folgedessen das einheimische Ökosystem verändern oder die einheimischen Arten ins Aussterben treiben. So sind die so genannten Furu im Viktoriasee, dem grössten tropischen See der Welt, wegen einem Eimer voller Nilbarsche ausgestorben, auf der Insel Guam wurden die gesamten Waldvögel durch eine einzige Art Schlange aufgefressen. Oder im Nationalpark Snowdonia in Wals drängt eine von irgendwoher eingeschleppte Variante des Rhododendrons die einheimischen Pflanzen zunehmend in die Enge.
Das sind nur einige der Beispiele aus diesem Buch, das als das erste deutsche Sachbuch dieses Gebiets für die allgemeine Leserschaft geschrieben wurde. Man ist sich gar nicht bewusst, wie viele Lebewesen in eine fremde Sphäre eindringen, ohne von uns Menschen bemerkt zu werden. Dabei wäre es ohne die Mithilfe des Menschen nie so weit gekommen.
Heute wird laut für die Erhaltung der Arten appelliert. Es würde Sinn machen, einmal nachzudenken, warum überhaupt das Aussterben der Arten entstanden ist, was wir Menschen dazu beigetragen haben und was wir jetzt dagegen tun können. Antworten finden Sie nicht in diesem Buch. Aber nachdem Sie das Buch gelesen haben, sehen Sie sicher Dinge, die Sie bisher nicht wahrgenommen haben.
Aus "Shinhyoron", Juli 2001
Das Original: Ameise als Tramp, 1999, Amman Verlag, ISBN 3-250-20404-3
Der Autor: Bernhard Kegel,