Geflüchtete aus Fukushima, zum 14. Jahrestag von Fukushima
14 Jahre sind vergangen seit dem Nuklearunfall von Fukushima Daiichi, der sich als Folge der Naturkatastrophe vom 11. März 2011 ereignete. Dieser Nuklearunfall ist noch lange nicht vorbei und verseucht weiterhin das Meer, die Luft und das Land.
Ich bin empört darüber, dass keiner der Verantwortlichen des Atomkraftwerkes die Tatsache anerkennt, dass das Fukushima Daiichi noch weit entfernt von einem Zustand „unter Kontrolle“ ist.
Dabei sind noch immer, 14 Jahre nach dem Unfall, sehr viele Menschen auf der Flucht, um die Strahlenexposition zu vermeiden. Die Zahl beläuft sich auf 29.000, zerstreut über alle 47 Präfekturen Japans*1; sie hoffen weiterhin auf Unterstützungen und Beihilfe von der Regierung. Diese Zahl zeigt allerdings nur diejenigen an, die beim Amt für Wiederaufbau registriert sind. Die Regierung hat es seit der Nuklearkatastrophe versäumt, die Zahl der tatsächlich Geflüchteten zu erfassen. Es gibt viel mehr Menschen, die gezwungen waren, aus der Heimat zu fliehen, die aber keinerlei Unterstützung von der Regierung erhalten und unter den prekären Umständen leiden. Gleichzeitig gibt es viele, die sich zwar umzusiedeln wünschen, aber es nicht wagen oder können, da sie auf keine Unterstützung
oder Wohnungsbeihilfe der Regierung hoffen können.
Ich bin Mutter von zwei Kindern. Als der Nuklearunfall passierte, waren sie erst drei Jahre alt und fünf Monate alt. Seit dem Unfall lebt mein Mann, der Vater meiner Kinder, in der Stadt Kooriyama in der Präfektur Fukushima, getrennt von uns – ich wohne in Osaka mit den Kindern. Diejenigen, die aus dem Gebiet stammen, das radioaktiv verseucht wurde, aber nicht zur Zwangsevakuierungszone“ erklärt worden war, sahen sich oft gezwungen, um die vulnerablen Kinder vor der Strahlung zu schützen, auf eigene Faust zu fliehen, meist ohne Ehemänner und Väter. Es gibt heute noch zahlreiche Mütter und Kinder, die auf der Flucht außerhalb Fukushimas leben, ohne dass sie jegliche finanzielle oder materielle Unterstützung des Staates beziehen können.
Wenn die Regierung weiterhin die Atomenergie als nationale Politik fördert und auf keinen Fall auf die Atomkraft verzichten will, bedeutet es im Umkehrschluss, dass sie es in Kauf nimmt, dass die Bevölkerung ungewollten Strahlenbelastungen ausgesetzt werden könnte.
Gleichzeitig kann der Staat den Bürgern des fundamentalen Menschenrechts berauben, vor der Gefahr der Strahlen zu fliehen und sich zu schützen. In der Tat werden in Japan die Geflüchteten aus Fukushima stigmatisiert und werden oft zum Objekt des Mobbings, sie werden sogar dafür beschuldigt, dass sie angeblich „üble Gerüchte“ verbreiten und dadurch ihre Heimat schädigen würden.
Hier möchte ich mit aller Schärfe betonen, dass dieses Thema nicht nur uns aus Fukushima betrifft. Fragen Sie sich selbst, Hand aufs Herz, ob Sie, im Fall einer Bedrohung durch nukleare Schäden, den Stärkeren zur Seite stehen wollen, die der Bevölkerung die radioaktive Exposition aufzwingen, oder denjenigen, die ihr Bestes tun, um das Leben und die Gesundheit der Bürger zu schützen. Diese elementare Frage möchte ich gern mit Ihnen teilen.
2025 jährt sich das Ende der Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Letztes Jahr erhielt die Nippon Hidankyô den Friedensnobelpreis und hielt als Vertreter der „Hibakusha“ eine Rede auf internationaler Bühne. Dadurch wurde der Begriff „Hibakusha“ weltweit in den Fokus gerückt. Jetzt ist die Zeit reif dafür, dass man es international als Allgemeingültigkeit anerkennt, prinzipiell das Leben vor radioaktiven Strahlen zu schützen. Ich möchte weiterhin dafür meine Stimme erheben als Strahlenopfer aus Fukushima und für dieses Recht kämpfen. Lassen Sie uns gemeinsam, solidarisch unser elementares Recht einfordern!
Zum 11. März 2025
MORIMATSU Akiko
Vertreterin der Klägergruppe Kansai gegen den Staat und Tepco
Ko-Vertreterin des nationalen Verbindungsausschusses der Klägergruppen
aus Opfern des Fukushima-Atomunfalls
Übersetzung: Sayonara Nukes Berlin
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