Monat: April 2015

Anklage gegen die japanische Regierung

Am 17. April reichten 534 Bewohner von der Stadt Minami-Soma und naheliegenden Gemeinden eine Klage gegen die Regierung beim Landgericht Tokyo ein. Sie alle wohnen in einer Art Evakuierungszone, die die Regierung im Dezember letzten Jahres aufgehoben hat. Bis heute gehören Stadt Date, Gemeinde Miyakoji (Stadt Tamura) oder Kawauchi-Mura auch dazu.

Laut FoE Japan, einem Mitglied der internationalen Umwelt-NGO Friends of the Earth International, empfiehlt die Regierung den Bewohnern die Rückkehr nach ihrer Heimat, weil die kumulative Strahlendosis von diesen Wohnorten heute unter dem Grenzwert von 20 mSv/Jahr liegt.

Aber die Bewohner haben noch Angst vor der Strahlung. Beim Informationstreffen vor der Aufhebung der Evakuierungszone waren folgende Meinungen von den Bewohnern zu hören: „Selbst im Haus ist die Dosisrate in Luft sehr hoch. Es ist unmöglich, unter solchen Umständen Kinder nach Hause zurückzuschicken.“ „Es zerstreuen sich auch Plutonium und Strontium.“ „Auch nach der Dekontaminierung haben wir hohe Strahlung vom Kulturland und Wald.“

Nach gewisser Zeit bekommen die Bewohner nun keine Entschädigung mehr, somit könnten sie finanziell in Schwierigkeiten geraten und nicht mehr in einem anderen Ort leben. Sie müssen also nach Hause, ob sie das wollen oder nicht. Um das zu verhindern, kämpfen sie jetzt vor Gericht dafür, dass die Regierung den Grenzwert von 20 mSv/Jahr widerruft. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt der Grenzwert für die gesamte Bevölkerung bei 1 mSv/Jahr.

Bestätigungen und Verschwendungen

Am 19. März hat Tepco bestätigt, dass sich im Druckbehälter des Reaktors 1 kaum mehr Brennstoffe befinden. Der Betreiber des AKW Fukushima I hat mit Hilfe von Myon das Inneren des Reaktors 1 untersuchen lassen und festgestellt, dass die geschmolzenen Brennstoffe fast alles auf den Boden des Reaktorbehälters gefallen waren. Ob sie den Betonboden auch geschmolzen haben ist noch unklar.

Am nächsten Tag hat die Universität Nagoya das Ergebnis von einer Untersuchung vom Reaktor 2, bei der ebenfalls mit Myon den inneren Raum durchgeleuchtet wurde, veröffentlicht. Die Menge der Brennstoffe in dem Reaktor 2 ist auch weniger, als es sein sollte, somit wurde hier auch eine Kernschmelze bestätigt.

Inzwischen wurde gemäss Tokyo Zeitung auch die Menge des radioaktiven Cäsiums, das ins Meer gelangt ist, offen gelegt. Nach Tepco‘s Berechnung beläuft es sich seit April 2014 auf 742 Milliarden Bq. Das ist dreimal mehr als jährlicher Zielwert (220 Milliarden Bq), den Tepco selbst festgelegt hat.

Die Tokyo Zeitung berichtet weiter, dass Tepco angesichts des unkontrollierbaren kontaminierten Wassers rund 70 Milliarden Yen (ca. 560 Millionen Franken) zum Fenster hinausgeworfen haben. Die Betreiberfirma hat zum Beispiel vom französischen Industrie-Konzern Areva eine Dekontaminationsanlage für rund 32 Milliarden Yen gekauft, die im Juni 2011 in Betrieb genommen wurde. Sie wurde jedoch nach drei Monaten wieder abgeschaltet, weil sie nicht richtig funktioniert hat.