Monat: Dezember 2012

Immer wieder zu Überflutung

Von einem Bekannten im von Tsunami stark betroffenen Gebiet bekam ich neulich zwei Fotos.

Die Strasse am Hafen von Kesennuma (Präf. Miyagi)

Die Strasse am Hafen von Kesennuma (Präf. Miyagi)


Die Strasse in Ofunato (Präf. Iwate). Fotografiert am 14. November 2012

Die Strasse in Ofunato (Präf. Iwate). Fotografiert am 14. November 2012

Bei der Flut, Springflut und einem Tiefdruck vom 14. November 2012 sah die Strasse von Kesennuma so aus wie das erste Foto. Das salzige Meerwasser am Fahrzeug muss schnell weggewaschen werden, sonst wird die Karosserie schnell verrosten.

Das zweite Foto wurde scheinbar an einem Ort, wo ziemlich entfernt vom Meer liegt, geschossen. Das Wasser auf der Strasse ist aber auch vom Meer.

Das Erdbeben vom 11. März 2011 verursachte im weiten Gebiet eine Senkung des Grundes. Bei schweren Regenfällen stehen Strassen und Häuser seither immer wieder unter Wasser.

Erhöhte Strahlung im Block 3

Die Tokyo-Zeitung berichtet regelmässig über den Zustand des AKW Fukushima. Anfangs Dezember war auf der Web-Version zu lesen, dass die Strahlungsdosis vom November im Block 3 3.7-fach höher als vor einem Jahr war.

Tepco setzt für die Messung in Reaktoren Roboter ein. Ein Roboter mass am 27. November die Radioaktivität im Block 3, der Messwert an einer Stelle auf dem Boden in der Nähe vom Sicherheitsbehälter betrug 4’780 mSv/St. Tepco stellte eine Spur von Wasserlachen unweit der Messstelle fest und vermutet, dass der radioaktiv verseuchte Dampf auch nach der Untersuchung vom letzten Jahr aus dem Behälter weiter gesickert hat.

Am 15 Dezember berichtete die Tokyo-Zeitung von wiederholtem Zwischenfall mit durchsickerndem Wasser. Laut Tepco fliess das radioaktiv kontaminierte Wasser nicht aus dem Grundstück aus. Am 10. Dezember sind rund 96 Liter mit einer Radioaktivität von 11 Bq/cm3 belastetes Wasser von einer Entsalzungsanlage ausgelaufen, am nächsten Tag rund 15 Tonne Wasser (116 Bq/cm3) im Turbinegebäude im Block 3.

Trennnetz vor dem AKW Fukushima I

Tepco überprüft, ein zwei Meter langes Netz an der Mündung des Hafenbeckens vor dem AKW Fukushima I zu errichten, damit die mit radioaktiven Stoffen verseuchten Fische nicht mehr in die Aussenwelt gelangen.

In einer Untersuchung vom August, die Tepco an einer Flussmündung rund 20 km nördlich vom AKW Fukushima I durchführte, wurde bei einem Ainame-Fisch eine höhe Cäsium-Anreicherung festgestellt. Mit 25’800 Bq/kg wurde das Grenzwert für Lebensmittel 258-Fach überschritten.

Tepco untersucht weiter die radioaktive Verseuchung beim Fisch an der Mündung. Bis Oktober wurde derart hoher Wert nicht mehr gemessen (rund 100 Bq). Im Hafenbecken des AKWs sieht es jedoch ganz anders aus. Beim Meeraal betrug der Messwert bis zu 15’500 Bq, Ainame-Fisch 4’200 Bq.

Auch lokale Fischereigenossenschaften hatten Tepco nach Massnahmen verlangt.

Von Rikuzen-Takata

Seit der Rückkehr aus Tohoku habe ich mich nicht richtig imformiert, wie die Orte, die ich im Mai besucht habe, jetzt aussehen. So habe ich kürzlich Herr Satoru Ito von der Körperschaft SAVE TAKATA danach gefragt. Er hat mich damals in seiner Heimat geführt.

Die Stadt Rikuzen-Takata, über 1‘500 Tote und nur noch handvolle, zerstörte Gebäude nach dem Erdbeben und Tsunami, will bis Ende dieses Jahres fast alle noch stehende Häuser demontieren lassen.

Die Sporthalle wurde bereits abgebaut.

Die Sporthalle wurde bereits abgebaut.

Herr Ito zitiert einen Bewohner: „Ich hatte gedacht, alles soll demontiert werden. Aber jetzt, wenn ich immer mehr Gebäude verschwinden sehe, finde ich es schade. Ich will, dass viele Leute den gegenwärtigen Zustand sehen, auch für den Katastrophenschutz.“

Betreten des Strands ist nach wie vor untersagt, das Land am Meer, das  man einige Meter erhöhen will, bleibt noch bis zu 84 cm abgesackt.

„So eine Gelegenheit erhält man nur selten; Man sieht und fühlt selber, wie ein Unwahrscheinliches wahr geworden ist. Wir müssen unsere Erfahrungen mit Zukunft verknüpfen“, meint Herr Ito.

Er weist auch darauf hin, dass es Menschen gibt, die sich um die Betroffenen kümmern, als ob es eine eigene Angelegenheit wäre, oder die unter unerbittlichen Umständen ihr Bestes geben und die sich, ihr eigenes Leben opfernd, für die anderen widmen.

  Die Wunder-Kiefer am Strand wurde geschlagen. Nach einer Behandlung gegen Fäulnis                                      kommt sie im Februar wieder an ihren ursprünglichen Standort zurück.

Die Wunder-Kiefer am Strand wurde geschlagen. Nach einer Behandlung gegen Fäulnis kommt sie im Februar wieder an ihren ursprünglichen Standort zurück.

 

Kulturelle Unterstützung aus dem Ausland

Nikkei-Zeitung hat am 29. November über den kulturellen Austausch zwischen dem von der Katastrophen betroffenen Gebiet und ausländischen Instituten berichtet. Er trägt sicherlich zum Wiederaufbau der Seele bei.

Anfangs November kamen Mitglieder der weltberühmten Wiener Philharmoniker in die Präfektur Miyagi und gaben 120 Kindern ein Workshop. Sie spielen in Juniororchester Sendai. Eine 16-jährige Geigerspielerin sagte nach dem Workshop: „Ich bin glücklich, dass wir von den Musikern, die nur im Fernsehen zu sehen sind, eine Unterricht erhalten haben. Ich will schnell Fortschritte machen und im zerstörten Gebiet spielen, um den Leuten dort Lebenskraft zu geben.“

Der Orchester will nun jedes Jahr Mitglieder zum betroffenen Gebiet senden. Das Projekt dauert vorläufig fünf Jahre.

Auch Louvremuseum besuchte Tohoku. Vom April bis September führte das bekannte Pariser Museum in den Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima eine Wanderausstellung „Massage vom Louvremuseum“ durch. Mit dem Thema „Begegnung“ wurden 23 Werke gezeigt, insgesamt 67’000 Besucher haben die Kunst genossen.

Im Rahmen des Filmfestivals Morioka (Präf. Iwate) wurde der Film „Rebirth“ vorgeführt. Der amerikanische Regisseur Jim Whitaker verfolgte die Hinterbliebenen der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001. Er war am Festival persönlich anwesend und sagte: „Ich habe von der Nähe beobachtet, wie die Hinterbliebenen die Trauer überwindet haben. Ich hoffe, dass sie auch die Hoffnung nicht verlieren.“