Monat: Dezember 2011

20 mSv als Grenzwert für Evakuierung

Für die japanische Regierung ist der Strahlengrenzwert von 20 mSv im Jahr adäquat für ein normales Leben. Tokyo will damit die Evakuierungszone verkleinern.

Die Entscheidung basiert auf die Empfehlung der internationalen Strahlenschützkommission, die die Grenzwerte der Strahlendosis bei einem Störfall zwischen 20 und 100 mSv pro Jahr festsetzt. In Tschernobyl verwendete man 100 mSv als Grenzwert für das erste Jahr nach dem Unfall.

Der Minister für Atomkriese, Goshi Hosono, schlug eine Stufenweise-Zielerreichung zur Dekontaminierung vor. Demnach sollte die Strahlendosis nach der Dekontaminierung in zwei Jahren auf 10 mSv/J und in der nächsten Phase auf 5 mSv/J gesenkt werden. In der Schule sollte sie weniger als 1 mSv pro Jahr sein.

281 Feuerwehrleute kamen ums Leben

Asahi-Zeitung berichtete am 17. Dezember, dass insgesamt 281 Feuerwehrleute und -mitarbeiter von den Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima beim Erdbeben und Tsunami ums Leben gekommen sind. Viele Feuerwehr haben das Miliz-System in Japan, die meisten von Verstorbenen waren an einer Evakuierungsaktion beteiligt oder dabei, die Schleuse zu schliessen, als Tsunami über das Land rollte.

Kinder von Tohoku produzieren Botschaft-Videos

Das Projekt „Kodomo Co Festa“ läuft im Rahmen des internationalen Contents-Festivals Japan 2011.

http://www.cofesta.jp/2011/kodomo/works/

Seit anfangs Dezember werden Videos, die die Kinder von den vom Erdbeben und Tsunami stark betroffenen Gebieten selber aufgenommen haben, unregelmässig auf dieser Seite hochgeladen. Bis Ende Februar 2012 sollten es insgesamt 100 Videos sein.

Das Thema lautet: „Was ich jetzt am dringlichsten mitteilen möchte.“ Mit Hilfe des rund 3-minütigen Videos senden die Kinder ihre Botschaft an verstorbenen Familienangehörigen und Freunden, die nach der Katastrophe auseinander gegangen sind. Durch die Augen der Kindern erfahren wir den Alltag in den Gebieten, Wut und Angst der Bevölkerung. Ein tolles Projekt.

Ein Beispiel: Takato’s Vater arbeitet heute in China, weil der Tsunami die Fabrik in Ishimaki (Präfektur Miyagi), wo er früher gearbeitet hatte, zerstörte. Takato schrieb einen Brief an seinem Vater und zeigt auch das verwüstete Stadtviertel im Video. Er macht sich Sorgen um seine Mutter, die nun alleine zurechtkommen muss. In Zukunft möchte Takato Kriegsfotograf. „Im Kriegsgebiet haben die Leute vielleicht das gleiche Gefühl wie mein jetzt“, sagt er im Film.

Botschaft-Video aus der Schweiz

Pascal Käser aus Bern komponierte ein Lied für die Kinder von Tohoku.

http://www.youtube.com/watch?v=SwX1AYOoZsw

Seine Botschaft:

„Mirai no tomodachi“ – ein Song für die Bevölkerung im Nordosten Japans. Auch wenn die Nachrichten in Europa nicht mehr darüber berichten, wir möchten damit zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben.
Schülerinnen und Schüler der Schule Dennigkofen in Ostermundigen (Schweiz) haben sich bereit erklärt, auf Japanisch einen Originalsong einzusingen, auch wenn sie kein Wort Japanisch verstehen.
Bitte auf Facebook, Twitter und auf deiner Webseite verbreiten – Danke!

Die Resonanz ist gross. Bis heute haben bereits über 22’000 Menschen das Clip in YouTube gesehen.

Katastrophengebiet mit Street View

Google hat zwischen Juli und November die Katastrophengebiete Japans gefilmt und am 13. Dezember die aufgenommenen Bilder auf der Webseite „Kiosk der Zukunft (Mirai no Kiosk)“ aufgeschaltet.

http://www.miraikioku.com/streetview/en/ (Englisch)

Die Google-Wagen legten bis heute insgesamt 44’000 km zurück, die Bilder sind mit Street View zu sehen. Detailliert gezeigt sind zur Zeit vor allem die Städte Iwaki und Fukushima von der Präfektur Fukushima. Aber auch zahlreiche Gemeinde von den Präfekturen Aomori, Yamagata, Iwate, Miyagi und Ibaraki sind dokumentiert.

Auch die Strassenbilder vor dem 11. März kann man sich im Kiosk anschauen und ein Vergleich vor und nach der Katastrophe ist teilweise möglich. Die früheren Bilder sind im Juli 2008 entstanden.

Zu viel Strahlungsexposition bei Einwohnern in Fukushima

In den japanischen Zeitungen war am Wochenende ein Zwischenresultat der Strahlungsuntersuchung an Einwohnern von der Präfektur Fukushima zu lesen. Es handelt sich um die äussere Strahlenbelastung.

Bei der Hälfte der erst untersuchten rund 1730 Einwohner lag das Durchschnittswert von ersten vier Monaten nach dem AKW-Unfall höher als das Grenzwerte von 1 mSv pro Jahr. Das höchste Wert betrug 37 mSv. Schätzungsweise waren bis 11. Juli rund 40 Menschen einer Strahlenbelastung von 5-10 mSv ausgesetzt, bei rund 10 Einwohnern war es mehr als 10 mSv, der Rest zwischen 1 und 5 mSv.

Die Präfektur Fukushima hatte bekannt gegeben, den Gesundheitszustand aller zwei Millionen Einwohner 30 Jahre lang zu beobachten. Die Schätzungswerte der äussere Strahlenbelastung werden als Basisdaten zur Untersuchung benützt.

Der ehemalige Chef vom AKW Fukushima I hat Krebs

Der ehemalige Chef vom AKW Fukushima I, Masao Yoshida, hat Ösophaguskrebs. Er leitete die Aufräumarbeiten im AKW seit dem Unfall. Seine Strahlenbelastung beträgt insgesamt ca. 70 mSv/J. Tepco unterstrich, dass es zwischen der Strahlenexposition und seiner Krankheit keine Zusammenhang gibt. Es ist bekannt, dass eine Strahlenbelastung von mehr als 100 mSv/J das Krebsrisiko erhöht.

Er kündigte seine Stelle Ende November. Damals vermied er zu erwähnen, an welcher Krankheit er leidet. Unter den Arbeitern war aber danach Unberuhigung zu spüren und er schuf schliesslich die Klarheit.

Spenden durch Geldsparen

Sieben Lokalbanken vom Westjapan haben bis Ende September über 10 Milliarden Yen (rund 120 Millionen Franken) Spargelder von Privatkunden gesammelt. Das gehört auch Unterstützungsaktionen für die Betroffenen vom Erdbeben und Tsunami.

Die Kunden können für die von den Katastrophen heimgesuchten Gebiete Geld spenden, während sie bei diesen Finanzinstituten Geld sparen. Die Zinsen sind draufgeschlagen, die Spendgelder bezahlen die Banken. Die Kunden können von den höheren Zinsen profitieren und gleichzeitig zur Unterstützung für die Region Tohoku beitragen. Laut Asahi-Zeitung werden insgesamt ca. 58 Millionen Yen (rund 486’000 Franken) an die betroffenen Gebieten geschickt.