Monat: September 2015

Riesige Deiche an der Küste von Tohoku

Im Facebook waren sie schon immer da: Die klagenden Stimmen über die riesigen Deiche, die heute – nach der Tsunami-Katastrophe – in vielen Orten an der Küste von Tohoku gebaut wird. Laut Asahi-Zeitung beträgt die Gesamtlänge des Baus rund 400 km, die Gesamtbausumme ca. eine Billion Yen (ca.8 Milliarden Franken).

In den Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima wird insgesamt an 594 Stellen ein Deich gebaut. An 180 Stellen wurde der Plan nach dem Protest der Bevölkerung aufgearbeitet.

Zum Beispiel in der Stadt Kesennuma. Am Süden des Hafens wird eine 6.4 m hohe „Wand“ mit Fenster gebaut. Viele Bewohner machen sich Sorgen darum, den Blick über das Meer zu verlieren, wenn ein riesiger Daich gebaut wird. Beim Tsunami von 2011 verloren viele Leute, die sich in einem Ort ohne Meerblick befanden, ihr Leben. Sie konnten nicht sehen, dass das Meer so wuchtig geschwollen hat. Um die Angst, die aus dieser noch frischen Erinnerung kommt, zu lindern, hat man eben diese Fenster im Deich eingebaut. Ob sie die Bewohner zufriedenstellen, ist jedoch fraglich.

Der Osabe-Hafen von Rikuzen-Takata wird auch allmälich von einer rund 10 Meter hohen Wand umringt. Die gesamtlänge beträgt ca. 660 Meter. Ursprunglich stand hier ein vier Meter hocher Deich. Für den neuen gibt man rund 1.4 Millarden Yen aus. Aber hier wird niemand mehr wohnen. Nach der Katastrophe wurde diese Gegend zur Gefahrenzone erklärt, wo nur Firmen ihre Gebäude bauen dürfen. Ein 75-jähriger Fischer meinte gegenüber der Asahi-Zeitung: „Der neue Deich ist nicht nötig, hier wohnt ja niemand mehr. Wenn man den von der Katastrophe zerstörten Deich reparieren würde, könnte man das Geld für andere Sachen verwenden.“

Einige Fotos sind hier zu sehen: http://www.asahi.com/articles/photo/AS20150918000441.html

Anhaltende Probleme

Der Tokyo-Zeitung zufolge ist der Betreiber des AKW Fukushima I immer noch nicht in der Lage, das radioaktiv verseuchte Wasser unter Kontrolle zu bringen. Am 27. August ist das Wasser im Abflussgraben zum vierten Mal ins offene Meer gelangt. Tepco ist daran, den Graben zu sanieren, aber die Arbeit ist noch nicht fertig und die Tokyo-Zeitung rechnet mit weiteren Vorfällen in der annähernden Taifun-Saison.

Am 31. August wurde der neueste Bericht über die Zahl des Schilddrüsenkrebses unter Kindern von Fukushima veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Kinder, die Krebs oder Krebsverdacht festgestellt wurden, von 126 vor drei Monaten weiter auf 137 gestiegen. 105 Kinder unterzogen sich bereits einer Operation. Eine nicht bösartige Knolle hatte nur ein Kind.

Die Website sting-wl.com, die über die Folgen des Atomunfalls von Fukushima präzis beobachtet, erklärt folgendes: Zwischen 2011 und 2013 wurde die erste Untersuchung mit 367‘000 Kindern durchgeführt. Die jetzige, die seit 2014 durchgeführt wird, ist die zweite und insgesamt 385‘000 Kinder werden untersucht. Von der letzten Zunahme von 11 Fällen stammt 1 Fall von der ersten Untersuchung. Bei den restlichen 10 Kindern beziehungsweise 23 von 137 Kindern, die Krebs haben könnten oder hatten, wurde in der ersten Untersuchung kein Zeichen des Krebses festgestellt. Zwei weitere wurden eine nähere Untersuchung angewiesen.

Zuvor machte die Präfektur Fukushima im Juni bekannt, dass sie die medizinischen Kosten von Personen, die wegen des Schilddrüsenkrebses Behandlungen oder Beobachtungen nötig haben, übernimmt. Sie geht davon aus, dass die Zahl der Betroffenen rund 900 beträgt. Sie gab also zu, dass die Bevölkerung durch den Atomunfall krank wurde.