Monat: März 2014

Zunehmende Suizidfälle in Fukushima

Bis Ende Jahr 2013 haben sich in der Präfektur Fukushima insgesamt 46 Menschen wegen Folgen der Erdbeben- und Atomkatastrophe das Leben genommen (inkl. Verdachtsfälle). Seit der Katastrophe von 2011 nimmt die Anzahl der Selbstmordfälle jährlich zu. Im Jahre 2011 waren es 10, in 2012 13 und letztes Jahr wurden 23 Fälle registriert.

Am häufigsten betroffen sind die Menschen zwischen 50 und 59 Jahre, die oft der Haupternährer der Familie sind. Landesweit betrachtet sinkt allerdings bei dieser Generation die Selbstmordrate. Menschen über 80 folgen an zweiter Stelle. Als Grund gaben 22 Verstorbene ihre Gesundheit an, für weitere 13 war es Wirtschafts- und Existenzfragen.

Die  Stelle für Suizidfragen des japanischen Kabinettsbüros ist der Ansicht, dass das langwierige Leben des Provisoriums sie zermürbte.

In der Präfektur Fukushima verloren bei der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe 1‘603 Menschen ihr Leben, aber danach bis Mitte März 2014 gingen mehr Leben als dazumal verloren. Nämlich 1‘671 Menschen sind durch Krankheiten oder eben Suizids im Fluchtort gestorben. Ausserhalb der Präfektur leben heute noch 47‘000 Menschen.

Zersplittertes Japan

Der Atomunfall in Fukushima hat nicht nur die Umwelt verseucht, sondern er hat auch die japanische Gesellschaft vergiftet und zersplittert. Die einen glauben an die fatalen Folgen der radioaktiven Strahlung, wenn es auch niedrig, die anderen nicht oder wollen nicht glauben. Die einen flüchteten aus der Heimat, weil sie vor der Strahlung Angst haben, die anderen konnten es nicht tun aufgrund des fehlenden Mittels oder Bekanntes in einem sichereren Ort, bei dem sie wohnen können. Die einen essen alles, was in Fukushima geerntet wird, die anderen verzichten bewusst darauf.

Die Zurückgebliebenen machen den Geflüchteten Vorwürfe, sie würden die Angst unter Bewohner schüren. Oder diese werden beneidet. Und sie ihrerseits haben schlechtes Gewissen gegenüber den Gebliebenen.

Unter Zurückgebliebenen gibt es auch Konflikte. Die einen erhalten Entschädigungsgeld, die anderen nicht. Die einen wollen die Angst vor der Strahlung lieber verdrängen und leben so wie bis jetzt, die anderen nehmen eifrig Massnahmen, um die Kinder zu schützen.

Die japanische Regierung und die Präfektur Fukushima wollen das Gebiet nie aus der Karte verschwinden lassen. Deshalb tun sie alles, um die Bewohner wieder dorthin zurückzubringen oder dort bleiben zu lassen.

Es gibt natürlich warnende Stimmen, aber in der Sache der niedrigen Strahlendosis teilen sich die Meinungen. Menschen bleiben in Japan noch in solchem Ort, in dem die radioaktive Strahlung so hoch ist, dass beim Atomunfall in Tschernobyl zur Evakuierungszone erklärt worden wäre, sagen die einen. Die anderen behaupten, die Festlegung von Grenzwerte hätte bei Tschernobyl viel später stattgefunden, als Japan es getan hat, und somit die Grenzwerte von Japan viel strenger seien. Die Menschen in Japan verleumden gegenseitig. Es ist sehr traurig.

In Europa werden nicht oft aber immer wieder Reportagefilme über Fukushima ausgestrahlt, in denen man zu hören bekommt, was man in Japan wahrscheinlich nie zu hören bekommt. Hier zwei Beiträge von ZDF und FR3 (mit japanischem Untertitel).

http://kingo999.blog.fc2.com/blog-entry-1642.html

http://kingo999.blog.fc2.com/blog-entry-1639.html

33 Kinder von Fukushima haben Schilddrüsenkrebs

Am 7. Februar hat die Behörde der Präfektur Fukushima das neue Resultat der Schilddrüsenkrebsuntersuchung an Kinder in Fukushima bekanntgegeben. Bei 7 Kindern, die zu dem Zeitpunkt der Atomkatastrophe vom AKW Fukushima I unter 18 Jahre alt waren, wurde erneut Schilddrüsenkrebs festgestellt. Bis heute sind damit 33 Kinder erkrankt, weitere 42 Kinder haben Verdacht auf Krebs. Diese 75 Kinder waren damals im Durchschnitt 14.7 Jahre alt. Bei 9 Kindern beträgt die Strahlenbelastung während vier Monaten nach dem Atomunfall zwischen 1 mSv und 2 mSv, bei 15 weniger als 1 mSv. Untersucht wurden bisher insgesamt 254‘000 Kinder.

Die Behörde ist nach wie vor der Meinung, dass die Strahlenbelastung bei der Krebserkrankung kaum eine Rolle spielt. Die medizinische Universität Fukushima will nun eine Genanalyse von Krebsbefallenem Gewebe der Kinder durchführen, um Einflüsse der Strahlenbelastung zu erläutern.

Im AKW Fukushima I setzt sich die Pannenserie fort. Am 19. Februar liefen 100 Tonnen hoch kontaminiertes Wasser aus einem Tank auf das Gelände des AKW über. Das Ventil des Tanks war offen, auf den Alarm hat man nicht reagiert, weil man ihn für ein Fehlalarm hielt.

Auch im Block 4 wurde die Kühlung des Abklingbeckens viereinhalb Stunden lang abgebrochen, weil ein Stromkabel bei einer Bohrungsarbeit abgeschnitten wurde. Die beiden sind absoluter Anfängerfehler, solche Fehler häufen sich seit Monaten.