Monat: April 2012

Grundwasser beim AKW Fukushima I heraufpumpt

Immer noch ununterbrochen fliesst ins Reaktorgebäude das Grundwasser, das danach mit der Radioaktivität verseucht wird. Um die Menge des kontaminierten Wassers zu verringern, plant Tepco, der Betreiber des havarierten AKWs Fukushima I, am Oberlauf des Stroms 14 Brunnen zu bauen.

Laut Nikkei-Zeitung wird das gepumpte Wasser nach der Sauberkeitsprüfung ins Meer geleitet. Tepco will 1’000 Tonnen Grundwasser pro Tag nach oben pumpen, um die Zuflussmenge ins Reaktorgebäude zu halbieren. Ziel ist, dass der Plan dieses Jahr realisiert wird.

Erleichterung : Gesundheit der Kinder von Fukushima

Das Behörde der Präfektur Fukushima hat am 26. April das Zwischenresultat der Gesundheitsuntersuchung von 38’000 Kindern veröffentlicht.

Danach wurde bei 99.5% Kindern keine Veränderung an der Schilddrüse festgestellt. Die Verhärtung, die bei den restlichen Kindern gefunden wurde, ist vermutlich aber auch gutartig. Die Kinder mit dem Befund werden genauer untersucht.

Bis jetzt wurden rund 80% der 47’000 Kinder unter 18 Jahren, die beim Atomunfall in 13 Gemeinden nah von AKW gewohnt haben, untersucht.

Nach fünf Jahren immer noch höhe Radioaktivität von über 20 mSv in sieben Gemeinden

Am 22. April hat die Regierung Noda die Prognose der Strahlungsdosis in Fukushima öffentlich bekannt gemacht, als sie mit dem Landkreis Futaba Meinungen ausgetauscht hat.

Diese Vorausberechnung basiert sich auf den Ergebnissen des im November 2011 durchgeführten Monitorings per Flugzeug. In sechs Bildern wurde gezeigt, wie die Werte sich ohne Dekontamination bis Ende März 2032 reduzieren würde.

Ende März 2012 war in den Gemeinden Okuma-Machi, Futaba-Machi, Namie-Machi, Minami-Soma und Katsurao-Mura eine Strahlungsdosis über 150 mSv/J (rot im Bild) festgestellt.

Strahlendosis_PrognoseIIn fünf Jahren soll so starke Strahlung nur noch ein Teil von den Gemeinden Okuma-Machi und Futaba-Machi zu finden sein, so die Regierung.

Strahlendosis_PrognoseIVDie Regierung hat der Bevölkerung verboten, in den Wohnorten, deren Strahlungsdosis in einem Jahr 20 mSv (Gelb im Bild) überschritt, zurückzukehren. Diese Sperrzone wird nach fünf Jahren nach wie vor bestehen, betreffen sind die oben erwähnten Gemeinde plus Tomioka-Machi und Itate-Mura.

Nach 10 Jahren scheint die Zone über 150 mSv/J nicht mehr zu existieren.

Strahlendosis_PrognoseVDas letzte Bild zeigt die Situation nach 20 Jahren.

Strahlendosis_PrognoseVI

An 118 Stellen in Fukushima hohe Radioaktivität nachgewiesen

Nach dem AKW-Unfall von Fukushima wurden vom Steinbruch in Namie-Machi radioaktiv verseuchte Steine auf den Markt gebracht. Die Steine wurden bei rund 940 Baustellen in der Präfektur verwendet, an 118 Stellen wurde bis jetzt höhere Radioaktivität nachgewiesen. 15 Wohnhäuser und Büro sind auch betroffen.

Der höchste Wert von 10.1 mSv/J wurde bei einem Wohnhaus in der Stadt Nihonmatsu festgestellt. Der zweithöchste Wert war 5.7 mSv/J und wurde an Wohnhäusern in Otama-Mura und Nihonmatsu gemessen.

Die Strahlungsdosis in verschiedenen Städten Japans vom 18. April ist folgende: μSv/St (Quelle: Asahi-Zeitung)

Messungsstelle: 1 m über den Boden                                                                                                                          18. April        höchster Wert       17. April 9 bis 10 Uhr                                                                 um 9 Uhr       im Normalfall               (Schätzung)

Sapporo                     0.029                  0.105                         0.037

Aomori                        0.027                  0.102                         0.032

Morioka                       0.023                 0.084                          0.038

Sendai                        0.058                  0.051                          0.063

Akita                           0.035                  0.086                           0.058

Yamagata                   0.040                  0.082                            0.078

Fukushima                  0.850                 0.046                            1.090

Mito                             0.074                 0.056                             0.087

Utsunomiya                  0.050                 0.067                             0.084

Maebashi                     0.026                 0.049                             0.079

Saitama                        0.046                 0.060                             0.051

Ichihara (Chiba)            0.037                0.044                             0.063

Shinjuku (Tokyo)           0.050                 0.079                             0.062

Chigasaki (Kanagawa)  0.044                 0.069                             0.046

Niigata                           0.046                 0.153                             0.062

Nagano                          0.039                 0.097                             0.067

Shizuoka                        0.029                 0.077                             0.040

Nagoya                          0.042                  0.074                             0.066

Osaka                            0.042                  0.061                             0.078

Dazaifu (Fukuoka)          0.037                 0.079                             0.058

Für und gegen Betriebswiederaufnahme des AKWs

Die japanische Regierung will die Reaktoren 3 und 4 des Atomkraftwerks Oihara in der Präfektur Fukui möglichst rasch wieder ans Netz anschliessen, weil ab 5. Mai höchstwahrscheinlich kein AKW mehr sich in Betrieb befinden würde. Aber die Betriebswiederaufnahme der beiden Reaktoren verzögert sich, da die Sicherheitsprüfung von der Seite der Präfektur gewisse Zeit erfordert. Medienberichten zufolge wird die Präfektur Fukui die Wiederaufnahme zustimmen.

Darüber würde sich vor allem die Wirtschaft freuen, die vor einer Preiserhöhung von 17% in Schnitt, die Tepco in diesem April durchgeführt hat, sich in die Enge getrieben sieht. Sie fürchtet sich auch vor einer Stromknappheit, die ohne Atomstrom der japanische Gesellschaft in diesem Sommer wieder drohen würde.

Aber eine Mehrheit der Japaner ist gegen diese Betriebswiederaufnahme in Oihara. Am 14. und 15. April hat die Asahi-Zeitung eine Befragung per Telefon gemacht und 55% sind nicht einverstanden mit der Beurteilung der Regierung Noda, dass der Zustand beiden Meilern für die Betriebswiederaufnahme angemessen sei. 28% halten die Entscheidung für richtig.

Dementsprechend niedrig war der Anteil der Menschen, die sich auf die provisorischen Sicherheitsstandards für die Betriebswiederaufnahme verlassen. Vertrauen fanden gerade 17% und 70% stehen skeptisch gegenüber. Auch der Prognose der Stromknappheit glauben bloss 18%, für 66% ist sie unglaubwürdig.

Rund 70% der Befragten meinen ausserdem, bei einer Wiederaufnahme sollten nicht nur die Gemeinde des Standortes des AKWs sondern auch die umliegenden Gemeinden dazu zustimmen.

Die Regierung Noda hat bereits bei der Gründung seines Kabinetts im September letzten Jahres angekündigt, die Abhängigkeit von der Atomkraft zu verringern. Aber viele Japaner, nämlich 61%, meinen nicht, dass man vorwärts gekommen ist.

30’000 Betrugsfälle in Zusammenhang mit Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophen

Laut Asahi-Zeitung sind bei der Konsumentenschützstelle bis heute rund 30’000 Meldungen wegen Betrug in Zusammenhang mit den Katastrophen eingetroffen.

So wäre eine 68-Jährige Frau von Ishinomaki (Präfektur Miyagi), die durch die Katastrophe ihr Auto und die Anstellung im Stundenlohn verloren hat, obendrein fast um 4 Millionen Yen (ca. 45’400 Franken) erleichtert worden. Ein „Investitionsberater“ rief sie eines Tages an und erzählte, ein Tokioter Unternehmen plane, ein Trümmerentsorgungsanlage in Ishinomaki zu bauen. Die Betroffenen könnten die Unternehmensanleihe günstiger kaufen und ein Teil des Umsatzes werde nach dem Betriebaufnahme der Anlage an Investoren zurückgegeben.

Die Frau, die zur Zeit in einer provisorischen Wohnung wohnt, weil ihr Wohnhaus durch Tsunami stark beschädigt wurde, erhielt am nächsten Tag einen Anruf von einem Mann, der sich als Angestellter eines Wertpapierhauses vorstellte. Er wollte von ihr wissen, ob sie jemanden kennt, der die Obligation gekauft hat. Er wolle denn sie abkaufen, zwar zum doppelten Preis. Sie entschloss sich daraufhin, sie zu kaufen. Der Mann vom Wertpapierhaus wies sie an, 4 Millionen Yen in vier Raten einzubezahlen.

Bei der dritten Überweisung hegte sie jedoch einen Verdacht, weil der Name des Empfängers jedes Mal anders lautete, und sprach mit ihrer Bank darüber. Eine Untersuchung durch die Bank ergab, dass es keinen entsprechenden Plan gibt. Das bereits bezahlte Geld konnte sie zum Glück zurückerhalten. „Ich bin zwar auch nicht ganz schuldlos, da meine Urteilskraft wegen des Schocks durch die Katastrophe getrübt ist. Aber es ist doch grausam und entsetzlich, dass sogar die Betroffenen das Ziel der Ausbeutung werden können. „

Von der Katastrophe nicht direkt betroffenen, aber von solchen Betrugen schon: Ein 37-Jähriger Knocheneinrichter von Miyagi hat einer unbekannten Agentur in drei Monaten rund 700’000 Yen (ca. 8’000 Franken) für Inserate bezahlt. Die Inserate sollten bei einer Kampagne für die Unterstützung der Betroffenen der Katastrophen in einem Magazin gedruckt werden. Ein Inserat koste 25’000 Yen (ca.280 Franken), hiess es damals.

Er wollte einen Beitrag dazu leisten und stimmte der Anfrage zu. Danach erhielt er aber eine Rechnung im Betrag von 75’000 Yen (ca. 850 Franken). Die Agentur erklärte, dass das Magazin drei Mal pro Monat herausgegeben wird, und drohte ihn mit Schadenersatzklage, falls er diesen Betrag nicht bezahlt. Nachdem er den verlangten Preis bezahlt hatte, wurde er von zwei weiteren Agenturen kontaktiert. Er konnte sich offenbar nicht gegen diese „Unterstützung der Betroffenen“ wehren.

Von der Präfektur Fukushima wurden Betrugsfälle mit Messgeräten für Radioaktivität gemeldet. Die Betrugsopfer bestellten Geräte per Internet und bezahlten anschliessend. Aber die Waren kommen nie an, die Anbieter waren auch nicht mehr zu erreichen.