Isoliertes Leben in der Übergangswohnung

Nach Recherchen der Asahi-Zeitung leben im Katastrophengebiet Menschen, vor allem Betagten, die in einer Übergangswohnung wohnen, sehr isoliert. Bis Ende letzten Jahres wurden alle provisorische Unterkünfte, die in einer Sport- und Messehalle untergebracht worden waren, aufgelöst, die Evakuierten zogen danach in eine Übergangswohnung ein.

In der Stadt Kesennuma von der Präfektur Miyagi gibt es 93 Gebäude für die Übergangswohnungen. Sie stehen auf einer Höhe verstreut, teilweise brauchen alte Bewohner zur nächste Bushaltestelle eine Stunde zu Fuss zu gehen. Einmal pro Woche gibt es ein Shuttle-Bus-Service zum Supermarkt.

In einer Siedlung wohnt bei der Hälfte der gesamten 56 Haushalte eine Betagte oder ein Betagter allein. Sie kamen aus unterschiedlichen Gebieten her und kennen sich überhaupt nicht. Ein Mann in den 60ern wohnt hier mit seiner Mutter zusammen. Sie ist über 90 Jahre alt und er klagt, „Die Demenz meiner Mutter hat sich verschlechtert, seit wir hier wohnen. Wir kennen niemanden, wir fühlen uns sehr einsam.“

Die Stadt schaut diese Situation nicht einfach zu und schicken 27 Leute, die bei der Katastrophe ihre Stelle verloren haben, als Betreuer zu den Übergangswohnungen. Ca. einmal pro Woche bekommen die Bewohner dessen Besuch. Aber es ist nicht genug, um die einzelne Person eng und eingehend zu begleiten.

Ein freiwilliger Betreuer hat bis heute mit über 130 Menschen zu tun gehabt, mehr als 70 Betagten sind bereits gestorben. Er meinte: „Je grosser die Not ist, desto mehr zieht man sich zurück. Sie haben weder Willens- noch Körperkraft, um die Beziehung von Null an wieder aufzubauen. Wir, die Betreuer, müssen die Initiative ergreifen.“

Gelbe Flagge für Schütz

In einer Siedlung aus Übergangswohnungen in Fukushima schützt eine gelbe Flagge betagten Einwohnern vor einsamem Tod. Jeden Morgen stellen die allein wohnenden Betagten über 70 Jahre alt eine gelbe Flagge beim Eingang ihrer Wohnung und am Abend nehmen sie sie wieder weg. Die Mitglieder des Selbstverwaltungsrates patrouillieren morgens und abends, ob alle Flagge da sind bzw. schon in die Wohnung aufgeräumt worden sind.

Wenn nicht, könnte sein, dass der Einwohnerin oder dem Einwohner etwas passiert ist. Meistens ist es harmlos, sie haben es schlicht vergessen. Aber einmal hat man einen 71-jährigen Mann in seiner Wohnung bewusstlos aufgefunden, berichtet die Nikkei-Zeitung am 12. Januar. Er wurde als Notfall ins Spital eingeliefert, bei ihm wurde Gallenstein diagnostiziert. Heute sagt er: „Ich wurde von der Flagge gerettet.“

Nach dem Erdbeben von Kobe vor 17 Jahren starben 233 Betagten während fünf Jahren in der Übergangswohnung. Von ihrem Tod merkte lange niemand.

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