Monat: November 2011

Bilder vom Sperrgebiet und Familienfotos

Am 16. November kehrten die evakuierten Einwohner innerhalb des 3km-Radius um das AKW Fukushima I kurz nach Hause. Die Presseleute durften auch mit ins Gebiet.

http://www.youtube.com/watch?v=tGY0bL_E8Nw (Japanisch)

Vor dem Spital Futaba, ca 4 km entfernt vom AKW Fukushima I, stehen zahlreiche Betten, die bei der Evakuierung benutzt wurden, herum. In einem Park innerhalb der Sperrzone laufen Kühe frei. Im Küstengebiet liegen Trümmer berührt hie und da. Die Strahlungsdosis im Wohngebiet überschritt zum Teil 50 µSv/St.

Am 5. November startete in der Stadt Soma das Projekt „Porträt der nicht aufgebenden Familie“.

http://video.asahi.com/viewvideo.jspx?Movie=48464141/48464141peevee431594.flv (Japanisch)

Das Initiativ ergriffen hat der japanische Verband für Fotografie. Ein Fotostudio wurde im Versammlungsraum eines provisorisch erbauten Wohnquartiers eingerichtet. Unter den Besuchern, den Betroffenen vom Erdbeben und Tsunami, verbreitete sich ein lächelndes Gesicht. Sie erhalten eine DVD und ein Album.

Arbeiter im AKW Fukushima I

Am 12. November öffnete Tepco die Tür des AKWs Fukushima I zum ersten Mal nach dem Unfall für die Presse.

Gemäss Asahi Zeitung vom 12. November arbeiten zur Zeit rund 3’000 Arbeiter pro Tag im AKW, ausschliesslich Männer. Sie stationieren im vom Unfallort ca. 20 km entfernten riesigen Fussballstadion J-Village, wo Tepco vor 14 Jahren für die Bevölkerung in Fukushima gebaut hat. Hier durften die Presseleute bereits am 11. November besuchen.

http://www.news24.jp/articles/2011/11/11/07194308.html# (Japanisch)

Unmittelbar nach dem verheerenden Unfall vom 11. März mussten die Arbeiter am Eingang und auf dem Durchgang des Gebäudes schlafen, heute wurde das Stadion mit 1’600 Einzelzimmern mit Kühlschrank und Klimaanlage ausgestattet. Es gibt auch Klinik, Kiosk und Restaurant.

Bis heute haben bereits 17,000 Arbeiter an der Aufräum- und Wiederaufbauarbeit beteiligt. Die erfahrenen Arbeiter erreichen langsam die Strahlungsgrenzwerte für Notfall von 100 mSv in einem Jahr. Es wird deshalb ein Mangel an Arbeiter befürchtet. Ende September waren 162 Arbeiter registriert, die eine Strahlenbelastung über 100 mSv hatte, sechs davon sogar 250 mSv.

Die Presseleute gelangen endlich im AKW-Areal zu betreten, zusammen mit dem für den Unfall des AKWs zuständigen Minister Hosono, als er das Areal besichtigen wollte.

http://www.news24.jp/articles/2011/11/12/07194358.html# (Japanisch)

Verbreitung der Strahlung

Das japanische Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) veröffentlichte am 11. November neue Karten zur Verbreitung der Strahlung.

Neu kamen die Präfekturen Iwate, Shizuoka, Nagano, Yamanashi, Gifu und Toyama dazu. Die Daten wurden im Zeitraum vom Mitte September bis Mitte Oktober gesammelt.

Dosisrate bei 1m über dem Boden (Quelle: MEXT)

Dosisrate bei 1m über dem Boden (Quelle: MEXT)


Gesamte Ablagerungsmenge von Cäsium 134 und 137 auf der Erdoberfläche. (Quelle: MEXT)

Gesamte Ablagerungsmenge von Cäsium 134 und 137 auf der Erdoberfläche. (Quelle: MEXT)

Westlich verbreiteten sich Cäsium 134 und 137 bis zur Grenze von Gunma und Nagano, nördlich bis zum südlichen Teil der Präfektur Iwate. Im Süden von Iwate und im Osten von Nagano betrugen die Werte über 30’000 Bq/m2. In den Grenzgebieten zwischen Oushu und Ichinoseki von Iwate sowie zwischen Saku und Sakuho von Nagano wurden sie zum Teil über 60’000 Bq/m2 gemessen.

Rückkehr langfristig schwierig

Die neue Regierung Japans will Gebiete mit erhöhten Strahlungsdosis innerhalb des Evakuierungsradius von 20km zur Zone, in die eine Rückkehr des Bewohners langfristig schwierig ist, erklären. Mitte Oktober wurde an 37 von insgesamt 50 Stellen mehr als 20 mSv Strahlenbelastung pro Jahr gemessen. Solche Orte gilt als Evakuierungszone. An 15 Stellen waren die Werte sogar höher als 100 mSv, so dass es mehr als 10 Jahren braucht, bis die Werte weniger als 20 mSv sinken.

In Tokyo wird deshalb überprüft, das betroffene Land vom Bewohner zu leihen oder abzukaufen. In Betracht kommen auch Sozialwohnungsangebote.

Die evakuierte Bewohner reagieren nüchtern. Ein 82-jähriger Mann aus dem Wohnviertel Futaba sagte gegenüber Asahi Zeitung: „Sie sollen es offen sagen, wenn wir nicht mehr zurückkehren können, und unser Land abkaufen. Wo ich wohnen soll, will ich selber entscheiden.“ Er lebt zur Zeit in einer provisorischen Wohnung in der Stadt Koriyama. Dort ist für ihn bereits die fünfte Station.

Ein anderer aus Okuma-Viertel, Mitte dreissig, würde auch nicht sofort zurückgehen, wenn auch die Rückkehr dank einer niedrigen Strahlungsdosis bewilligt werden würde. „In einem Ort, wo die Dosis nach einigen Schritten schnellen kann, kann ich doch nicht sorgenfrei leben.“

Radioaktive Stoffe nachgewiesen

Auf der Seite „Gesellschaft“ der Asahi Zeitung vom 3. November standen zugleich drei Nachrichten, die über einen Nachweis radioaktiver Stoffe berichten.

Der Zementproduzent in der Präfektur Chiba, Ichihara Ecozement, stellt ihre Produkte aus dem Verbrennungsasche und Schlamm her, die aus den Verbrennungsanlagen von der eigenen Präfektur stammen. Mitte September wurden im Abwasser von der Anlage 1’054 bis 1’103 Bq/L radioaktive Stoffe nachgewiesen. Das entspricht 14.4- bis 15-fach des Grenzwertes, das die japanische Regierung vorläufig festsetzte.

Das Abwasser wurde insgesamt 44 Tage während September und Oktober in den Bucht von Tokyo abgeleitet, im Durchschnitt 300m3 pro Tag. Vom Zement wurde keine radioaktive Stoffe gefunden.

Es wurde auch bekannt, dass kurz nach dem Erdbeben vom März eine sehr geringe Menge von Strontium in einer Einrichtung im Bezirk Setagaya in Tokyo nachgewiesen worden war. Von Schwebstoffen in 1m3 Luft wurde 0.01111 Bq Strontium 90 gefunden. Die Stadt Tokyo erklärte,  das Wert sei so niedrig, dass es kaum Einflüsse auf Gesundheit geben würde.

Die Halbwertzeit von Strontium 90 beträgt 29 Jahre. Dieser radioaktive Stoff hat eine ähnliche chemische Eigenschaft wie Kalzium und könnte Leukämie auslösen, wenn es in Knochen eingelagert wird.

In Tokyo wurde anfangs Novemter auch im Schulhof einer Primarschule vom Bezirk Suginami höhere Radioaktivität festgestellt. Bei einer Höhe von 1cm über einer Bedeckung, die eine Wiese auf dem Schulhof während des Winters vor dem rauen Wetter schützt, wurde eine Strahlungsdosis von 3.95 µSv gemessen. Sie blieb seit April draussen liegen.

Viele Japaner sind beunruhigt vor der unsichtbaren und sporadisch festgestellten Strahlung und messen eigenständig Radioaktivitäten im Wohnort. So fand im Bezirk Setagaya ein Japaner indirekt einen Klumpen von Radium. Dieser radioaktive Stoff befand sich in einem Reagenzglas, das ca. 40 cm tief in der Erde lag.

Ebenfalls in der Hauptstadt von Südkorea Seoul hat man herausgefunden, dass der Asphalt, der für den Strassenbau in einem Wohnquartier verwendet wurde, Cäsium 137 enthält. Die jährliche Strahlungsdosis beträgt 0,51-0,69 mSv und die koreanische Kommission für nukleare Sicherheit betont, dass die kleine Menge auf die Gesundheit der Bewohner nicht auswirken würde.